Kapitel 4
   
  "Schweigen ist keine Option mehr"
  Warum mache ich das?








Seite 240

Die Anti-Vietnam-Kriegs-Ikone Jane Fonda, 69, die damals als Hanoi-Jane beschimpfte Schauspielerin im Januar 2007 bei einer öffentlichen Kundgebung:
"Schweigen ist keine Option mehr"
Ich möchte an die persönliche Verantwortung der rechtschaffenen Weltbewohner erinnern. Dabei denke ich an den Satz von Bundeskanzler Helmut Kohl in seiner Rede im Dezember 1989 in Berlin nach Öffnung der Mauer: "Jetzt ist zu tun, was die geschichtliche Stunde möglich macht."
Bundeskanzler Schröder: Tue Gutes und spreche darüber.

Die Notwendigkeit der Umkehr im Geist der frohen Botschaft finden wir auch bei Joachim Fernau (1909-1988) in seinem Buch Halleluja von 1977 -Die Geschichte der USA - Seite 310 ff., einige Auszüge:

  • …Was halten wir in Händen?
  • Wir haben alles vertan, was uns ein guter Gott, oder wie immer sein Name sein mag, gegeben hat…Es ist alles kaputt in unserem Herzen. Es schlägt wie rasend, aber es ist leer.
  • Die Sehnsucht nach Heimkehr an das Herz der Großen Mutter ist erloschen…
  • Der Glaube ist kaputt, niemand hat mehr die Inbrunst, die zu einem verzeihenden Gott, irgendeinem Gott, und nirgends mehr ist ein Gott, der zu uns will.
  • Auf dem Petersplatz stehen die Reisenden, zücken die Kameras und klatschen dem weinerlichen Papst Paul VI. zu, wie einem Schauspieler in Amerika Reißer Jesus Christus Superstar…


Eugen Drewermann zitierte den Reformator Johannes Calvin (1509-1564: Wir müssen nicht Wein und Brot verwandeln, sondern die Menschen, dass wir uns nicht mehr länger an die Gurgel gehen und die Not des anderen begreifen. Was mich zum Christen macht, ist, wie stimmt mein Leben mit Jesus überein, nicht der Taufschein.

Was heißt das für mich: Ich werde weiter auf die Notwendigkeit der Umkehr eingehen und selbst ein konkretes Beispiel geben. "Schrei nach Veränderung", so das Motto einer Erfurter Schülerinitiative nach den Ereignissen von Erfurt 2003 (Robert Steinhäuser lief Amok) bringt mein Anliegen auch auf den Punkt. Damit versuche ich dem lapidaren Wort Christi gerecht zu werden: "Folge mir!"

Mich dieser Mühe zu unterziehen, sind drei Dinge:

Seite 241

I.
Der Zustand der Welt

Die soziale Ungerechtigkeit, das Elend in der Welt, mit seinen verheerenden Folgen für viele Menschen, für die Tier- und Umwelt.
Nostradamus kann sich bestätigt fühlen mit seiner Aussage um 1550:
"Wenn ihr euch nicht ändert, dann führt dies in die totale Katastrophe;
die Weltgeschichte = ein Tollhaus."
Der Philosoph Ernst Bloch hat es einmal so ausgedrückt: "Die Welt weiß nicht mehr, wo ihr der Kopf steht."

Die westliche Welt legte und legt Feuer und macht die "anderen" verantwortlich, wenn es qualmt. Dann quatscht man vom "Kampf der Kulturen", statt die Ursachen für die Gedemütigten, für die im Elend lebenden Menschen zu beseitigen. Was ist z. B. mit den Opfern durch den Libanonkrieg 2006, durch den Krieg im Gazastreifen, usw. Die Menschen leiden seit Jahren unter erbärmlichen Verhältnissen, durch eine Politik der Blockade und Sanktionen. Wie viel Aufmerksamkeit, Betroffenheit sind uns diese Menschen wert. "Was ist alle Kultur wert, wenn so was geschehen kann?" Wie viel Tote, Elend, Unterwerfung, Zerstörung haben wir zu verantworten und wie viel die "anderen". Wir genehmigen uns ganz selbst verständlich nach wie vor zweierlei Maß. Es ist eben ein riesengroßer Unterschied ob jemand am 21. Sept. 2001 Opfer in den zwei Türmen wurde oder ob es Menschen z. B. in Vietnam, Irak, Afghanistan, im Kongo im Sudan, usw. betrifft. Ob es sich um einen Soldaten einer westlichen Armee oder es sich um einen irakischen Soldaten handelte.
Der SPIEGEL 44/2008 im Gespräch mit Robert Kagan, Vordenker der Republikaner und Berater von John McCain:
Mehr als 4000 Ihrer Landsleute sind im Irak umgekommen, wohl mehr als 100 000 Iraker starben, über 4 Millionen Männer, Frauen und Kinder wurden in die Flucht gezwungen. Das halten Sie für eine positive Bilanz?
Kagan: Natürlich nicht, die Kosten waren hoch für alle, besonders für das irakische Volk…

II.
Mein Schlüsselerlebnis im Herbst 1995, als die vor rund 5o Jahren von Martin Niemöller gehaltene Rede über die persönliche Verantwortung vor Gott, dem Menschen, vor der Schöpfung im Radio wiederholt wurde. Wenn ich als Christ glaubhaft sein will, dann habe ich meine p V, auf der Baustelle Gottes wahrzunehmen. Dann habe ich den Heiland mit der Dornenkrone -O Haupt voll

Seite 242

Blut und Wunden- nach meinen Möglichkeiten zu folgen. Das gibt dem Leben optimalen Sinn. Das gehört zur Selbstverwirklichung. So ist es vom Schöpfer auf dieser Welt angelegt.

Lukas 9, 23 ff:
Zu allen aber sagte er: Wer mit mir gehen will, der muss sich und seine Wünsche aufgeben. Er muss Tag und Nacht sein Kreuz auf sich nehmen und mir auf meinem Weg folgen. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, gerade der wird es retten. Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sich selbst verliert oder sich doch schweren Schaden zufügt. Wenn einer nicht den Mut hat, sich zu mir und meiner Botschaft zu bekennen, dann wird auch der Menschensohn keinen Mut haben, sich zu ihm zu bekennen.

Wenn Jesaja 53 "Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt, die Sünden der Welt." auch den o. a. Text von Lukas 9, 23 mit einschließt, Kardinal Meisner, dann ist die Sache OK. Wenn nicht, dann habe ich ein Problem. Erlösung für "lau" hat auch der Himmel nicht im Angebot. Hier können Sie, Kardinal Joachim Meisner, uns mal aufklären, was Sache ist?
Lukas 24, 47:
In seinem Namen wird man allen Völkern verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.Markus 6,12:
Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf.

Von Jörg Zink heißt es im Buch Erfahrung mit Gott auf Seite 444:
…Frei von der Last, die sie sich selbst waren, tragen sie Lasten. Sie sind ausgesöhnt mit sich selbst und den Menschen, mit der Welt und mit Gott. Wer aber versöhnt ist, ist fähig zur Liebe, und wer zur Liebe fähig ist, ist zugleich auf dem Wege zum Glück und auf dem Wege zur Erkenntnis der letzten Bestimmung, die Gott in das Leben der Menschen gelegt hat…
Seite 23:
Die Mühe zerrt das Leben nicht aus, sie ist sinnvoll und bringt ihre Frucht. Am Ende steht nicht Resignation, sondern eine Ernte. Ein alternder Mensch, dessen Leben gesegnet ist, geht nicht zugrunde, er reift vielmehr, wird klarer und freier und stirbt am Ende "lebenssatt", wie einer von einer guten Mahlzeit aufsteht...  
auf Seite 25:
Wenn Jesus einen Menschen fand, den er zu seinem Mitarbeiter machen wollte, berief er ihn mit dem Wort: Folge mir nach! Damit sagte er: Mein Weg ist dein Weg. Meine Arbeit ist deine. Mein Ziel ist dein Ziel.

Seite 243

Die Welt in der du mir nachfolgst, hat für dich künftig ein Doppelgesicht: Sie ist deine Heimat, denn sie ist das Land deines Vaters, und dein Weg führt in ihr zu allen Menschen, die dich brauchen…
Und was hat uns der ehemalige politische Fernsehpfarrer, Jörg Zink (85), der etwa 120 000 Briefe bekam, Bücher schrieb und die Bibel übersetzte noch zu sagen? (Eine unglaubliche Arbeit, eine unglaubliche Lebensleistung, die dieser Mann vorzuweisen hat) Er hatte den Wahnsinn des Krieges fünf Jahre als Soldat und als Gefangener erlebt, studierte als Hungerleider. Er konnte sich z. B. damit nicht abfinden, dass die "alten Herren" sich nach dem Krieg neu installierten und über das Versagen der Kirche nicht geredet werden durfte. Da geht einem doch der Deckel hoch.

Und was war von ihm, der als grüner oder roter Zink angefeindet wurde, im hr -Doppelkopf am 22. Nov. 2007 sinngemäß noch zu erfahren:
Wenn man als Christ weiß, dass man von Gott ernst genommen wird, von Gott geliebt ist und auch sonst noch paar Menschen hat, die einem lieben, braucht man keinen Applaus. Aus seinem neuen Buch "Ufergedanken" in dem er eine Lebensbilanz zieht, einige Ergebnisse:

  • Nicht für alles einen Lohn erwarten, das ist der Weg zur Erfüllung.
  • Die ernstesten Fragen mit einem gewissen Humor sehen.
  • Die Christen sind für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. Sie schaffen es aber nicht alleine. Die Moslems z. B. sind unsere Verbündete und niemals Feinde.
  • Da er als Jagdflieger über dem Mittelmeer abgeschossen wurde, war schon früh mit dem Tod konfrontiert. Wie das Leben nach dem Tod aussieht, weiß er nicht. Er hofft auf neue Aufgaben, Rumsitzen und sich langweilen, kann er sich nicht vorstellen.
  • So lange der Mensch siegen will, steht er in einem Kampf und erreicht mit dem Siegen keinen Frieden. Frieden erreicht nur jemand, der auf Siegen verzichten kann.
  • Wenn einer Gerechtigkeit sucht, dann darf er nicht Recht haben wollen; Gerechtigkeit sucht den Ausgleich und nicht das eigene Recht. Soweit Jörg Zink


Was für ein wahrer Nachfolger dieser Jörg Zink.

Und was verkündete US Präsident Bush der Welt: Wir akzeptieren nur den vollständigen Sieg. Die anderen, die vermeintlichen Bösen, hatten einmal mehr, die absolute Niederlage, die absolute Demütigung, die absolute Ohnmacht, die absolute Erniedrigung, zu ertragen. Wieder kräftiger Nachschub für Rachegedanken.

Seite 244

III.

Ich bin privilegiert und habe mich um die zu kümmern, die Hilfe benötigen. Alles andere hat wohl eher was mit Wegschauen zu tun. Nicht zuletzt will ich aber auch für eine vollkommen andere Weichenstellung der Spendenpraxis werben. Bei der jetzigen Bewältigung der weltweiten Wirtschaftskrise wird zu recht von einer Zeitenwende gesprochen. Dabei spielt die Verantwortung, das Vertrauen die maßgebende Rolle. Diese Verantwortung sollte sich auch in der Spendenpraxis bemerkbar machen. Ohne Moos nichts los.

Aus Alltagsrituale von Pierre Stutz, Seit 54:

  • Jammern getrauen wir uns alle.
  • Jammern als Dauerzustand, um nichts verändern zu müssen.
  • Jammern, um meine Verwandlungsmöglichkeiten gar nie ausschöpfen zu wollen.
  • Jammern, um mir und andern zu bestätigen, das es da nichts zu machen gibt: nach Dorothee Sölle der "gottloseste Satz des Alltags"
  • Wir leben faktisch nicht für andere, wir plündern andere aus, wir leben für uns…

Du bewunderst ihn vielleicht, aber du willst ihm nicht nachfolgen.
Prediger 5, 9:
Wer am Geld hängt, bekommt nie genug davon. Wer ein üppiges Leben liebt, dem fehlt immer noch etwas. Auch das ist sinnlos…

mit Seite 244 bis 293 geht dann Kapitel 4 im Buch weiter